Die Anreise
Diese begann recht entspannt mit einem Direktflug von Frankfurt nach Montego Bay. Allerdings landeten wir dort mit einer Stunde Verspätung:
Verzögerung aus dem vorherigen Flug und langsam arbeitende Putzfrauen waren die Begründungen dafür ;-)
Dann die erste Überraschung:
Wir durften den Flieger zunächst nicht verlassen. Es mussten vor Einreise nach Jamaika erst einmal zwei Flaschen mit Insektiziden in(!) die Flugzeug-Kabine versprüht werden! Anscheinend Bedingung des Staates von Jamaika!
Man kam sich vor wie in einer Gaskammer :-(
Die nächste Überraschung folgte sogleich nach dem Verlassen der Maschine:
Riesiger Andrang von Menschen bei der Einreise! Die Behörden schienen überfordert. Nach mehr als einer weiteren Stunde Wartezeit war es dann endlich soweit- Willkommen im Karibikstaat!
Allerdings war der von mir reservierte Bus ins 80 Kilometer entfernte Negril schon nicht mehr da. Klar, bei der Verspätung :/
"No problem", sagte ein anderer Busfahrer dazu, und bot mir an, bei ihm mitzufahren.
Aber 80 US-Dollar (USD) sollte die Fahrt kosten! Da war er wieder, der Touristen-Nepp! Nach längeren Diskussionen zahlte ich schließlich 30 USD und 2 USD Spende für den Gepäcktrager.
Puh, aber ich war endlich angekommen :)
Der Westen und Süden
Negril ist ein typischer Touristenort im Westen des Landes, der sich an einer Steilküste und einem 11-km-langen Sandstrand entlang schlängelt. Viele kleine Buden und Lokale, B&B's, Geschäfte und Hotels prägen dabei das Bild.
Als schnelle Fortbewegungsmittel dienen hier fast ausschließlich Taxis, Busse gibt es hier nur wenige. Drum war ich auch öfters zu Fuß unterwegs. Aber es macht ja auch Spaß, gerade auch am Sandstrand, durch das seichte Wasser zu waten und die Sonne zu genießen.
Das Wetter in Negril, und auch fast die ganzen drei Wochen hindurch, war warm bis heiß (26-31 Grad), wobei auch die seltenen Schauer durch die hohe Luftfeuchtigkeit kaum Abkühlung brachten.
Und hier gab es auch die schönsten Sonnenuntergänge des Landes zu bewundern ;-)
Weiße Jamaikaner gibt es eher nicht so viele, deshalb wird man sofort als Tourist erkannt und auch angebettelt.
Denn "weiß" bedeutet hier automatisch "hat Geld".
So wurde ich sehr oft angesprochen. Die ersten beiden Fragen waren immer "brauchst du ein Taxi" oder "brauchst du was zum Rauchen" (Marihuana, Pilze etc.).
Einen tollen Ausflug hatte ich zu den Wasserfällen Y.S. Falls im Landes-inneren und zu den Krokodilen im Naturschutzgebiet am Black River im Südwesten.
Die Y.S. Falls befinden sich auf Privatgelände und sind sehr gepflegt. Ein toller Ort um zu entspannen oder um in den Wasserfällen zu baden.
Zu alledem war auch recht wenig los.
Ähnlich war es am Black River, wenig Betrieb, dafür viele Krokodile und Vögel. So lässt sich das Naturschutzgebiet auch viel besser genießen.
Am letzten Tag in Negril fand der alljährliche Reggae-Marathon statt. Dabei wird bereits schon um kurz nach 5 Uhr morgens im Dunkeln gestartet. Überall am Straßenrand stehen Autos mit riesigen Boxen und es läuft nonstop Reggae-Musik, während die Läufer mehr oder weniger schnell ihre Laufstrecke bewältigen. Ein skuriles Erlebnis!
Der Norden
Der Norden ist touristisch sehr gut erschlossen, wobei die Straßen schon in einem teils kathastrophalen Zustand sind: Große Schlaglöcher, die bei Regen oder Dunkelheit kaum zu erkennen sind. Auch können entgegenkommende Fahrzeuge kurz vor einem noch auf die eigene Fahrbahn ausscheren, um ein solches Schlagloch zu umfahren - Krass!
Ich war in der zweiten Woche in einer schönen Anlage in der Nähe von Montego Bay untergebracht. Bei Sepp traf ich einige deutsche Auswanderer, hatte dabei eine lustige Zeit und auch das Essen dort war ausgezeichnet.
Ansonsten war Englisch-Spachkurs im Rahmen meines diesjährigen Bildungsurlaubs angesagt. Also kurzes Frühstück, dann an die Straße stellen und Taxi anhalten. Für umgerechnet 1-2 Euro ging es dann ins ca. 15 Minuten entfernte Montego Bay zur Sprachschule.
Reginald war ein ausgezeichneter Lehrer und wir hatten auch viel Spaß zusammen.
Neben Englisch lernte ich auch etwas Patois (gesprochen "Patwa"), das einheimische Creol-Englisch, welches sich zur Sklavenzeit aus Englisch und den verschiedenen afrikanischen Sprachen entwickelt hat.
Nach dem Unterricht ging's dann an den Strand oder ins Landesmuseum, wo die Geschichte Jamaikas anschaulich dargestellt war.
Die Jamaikaner spielen recht gerne, was man am Transport-Center vor der Rückfahrt beobachten konnte:
- Ludee (ähnlich Mensch-ärgere-dich-nicht)
- Domino (6 love - bei 6:0 ist Schluss)
- Checkers (ähnlich Dame)
- Poker
Am letzten Tag gab's noch eine Kneipentour mit Reginald. Dabei wurde mir auch der landestypische weiße Rum (63% Alkohol !) präsentiert, den die Einheimischen so mögen. Dieser wird aber mit Softdrinks gemischt und mit Eiswürfeln getrunken. Anders wär's wohl auch nicht genießbar ;-)
Ich bin übrigens beim Bier geblieben ...
Der Osten
Neben dem kaum erschlossenen Süden der wohl noch ursprünglichste Teil Jamaikas.
Dazu bin ich mit einem Reisebus (Knutsford) von Montego Bay nach Port Antonio gereist. Die günstigste Variante, um größere Strecken zurück zu legen. Insgesamt dauerte die Reise so 5-6 Stunden.
Hier gibt es weniger Touristen und auch die Lebenshaltung ist günstiger.
Früher hatte der Hafen große Bedeutung für die Verschiffung von Bananen und Kokosnüssen, heute eher weniger. Auch hier ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. Trotzdem wird man hier deutlich weniger von den Einheimischen angesprochen.
Nahe dem Meer hat einmal ein Amerikaner ein Haus im Kolonialstil für seine Liebste gebaut. Allerdings unter Zuhilfenahme von Meerwasser. Das Salz zersetzt jetzt aber langsam den Beton, welcher nun zu bröckeln beginnt ("Folly Ruins"). Tja ...
Einen wunderschönen Ausflug hatte ich zu den "Nanny Falls" und bei den Maroons. Das sind die Nachkommen der Sklaven, die sich der Ausbeutung durch die weißen Siedler wiedersetzt und in die Urwälder geflohen sind.
Nanny war eine ihre Anführer. Sogar die einzige Frau, die kämpfen durfte.
Der Wasserfall wurde nach ihr benannt, da sie sich wohl sehr gerne dort aufgehalten hat.
Die umgebende Natur ist toll!
Dichter Dschungel mit wild wachsendem Bambus am Rande der Blue Mountains. Allerdings ist auch schon ein kleiner Fußmarsch bei den tropischen Temeraturen mit einigem Schweiß verbunden. Ächz ...
Die Blue Mountains sind über 2000 Meter hoch und bieten viele Möglichkeiten Wandertouren zu unternehmen oder auch die Kaffeebauern bei ihrer Ernte zu beobachten. Das habe ich leider aufgrund der Zeit nicht mehr geschafft. Die grün überwachsenen Berghänge aus der Ferne zu sehen, war aber auch schon beeindruckend.
Ansonsten bietet die Gegend einige wunderschöne Buchten und Strände, die zum Baden oder Verweilen einladen.
Auch gibt es hier viele Wasserfälle, die noch sehr ursprünglich und kaum überlaufen sind, wie den "Reach Fall".
Dort kann man schwimmen, vom der Kante des Wasserfalls nach unten springen oder auch durch enge Gänge tauchen.
Ein Guide ist stets dabei und hilft auch bei der Erkundung des Wasserfalls.
Spezielles in Jamaika
Generell ist es am günstigsten in Jamaika-Dollar zu bezahlen (1 Euro = ca. 165 Jamaika-Dollar), aber gerade in den Touristenzentren wie Negril und Montego Bay kann man auch problemlos in US-Dollar bezahlen.
“Ya mon” (hört sich an wie "ja Mann") ist so der Standardspruch in Jamaika und signalisiert Zustimmung. Das hört man ständig, wird aber auch zu Frauen gesagt ;-)
Der Schluss
Ein wunderschöner und auch sehr lehrreicher Urlaub ging dann zu Ende.
Die Rückreise begann dann am Samstagmorgen um 5.45 Uhr Ortszeit, als mich das Taxi abholte und zum Reisebus brachte. Nach 5 Stunden Busreise dann Airport und später Rückflug nach Frankfurt. Dort weiter per Zug in den heimischen Schwarzwald.
Am Sonntagabend gegen 18 Uhr stand ich dann mit meinen zwei Koffern im Schneetreiben und schaute dem Bus nach, der mir gerade vor der Nase weggefahren war :-(
Von sonnigen 30 Grad ins kalte Deutschland bei eisigen -2 Grad ... ein schon sehr krasser Unterschied!
Der Jetlag ist schon länger wieder Geschichte.
Die Erkältung, die ich mir eingefangen habe, ist auch noch nach einer Woche präsent ... aber wert war es die Reise in diese fremde Welt allemal!